Man sitzt gemütlich bei schönem Wetter am Ufer des Bodensees und schaut etwas neidisch auf die vorbeiziehenden Segel- und Motorboote. Vielleicht habt ihr bereits eine gewisse Affinität zum Wassersport durch ein eigenes Boot auf einem anderen Revier oder durch Charter eines Bootes auf dem Bodensee oder woanders. Und da entsteht der Traum vom eigenen Boot am Bodensee…
Doch das alles ist nicht so einfach auch wenn ihr vielleicht denkt, dass es endlos viele Liegeplätze am Bodensee gibt (es sind etwa 24.000 Liegeplätze bei etwa 57.000 Booten mit Bodenseezulassung).
Zuerst das Thema Scheine – Das haben wir in diesem Beitrag beschrieben. Egal ob Motor- oder Segelboot, um ein Boot auf dem Bodensee führen zu können, wird das Bodenseeschifferpatent benötigt.
Ist diese Hürde genommen steht das Thema Boot oder Liegeplatz an. Das ist wie das Henne – Ei-Problem. Sollte man sich ein Boot kaufen bevor man überhaupt einen Liegeplatz hat?
Zuerst einmal die vielleicht noch einfachere Ausgangssituation: Ihr besitzt oder beabsichtigt ein Boot zu kaufen das getrailert (mit einem Pkw gezogen) und geslippt werden kann. Slippen bedeutet das Boot über eine ins Wasser gehende Rampe in das Wasser zu lassen bzw. heraus zu ziehen. Es gibt eine Anzahl Möglichkeiten zum Slippen am Bodensee. Allerdings nicht in jedem Hafen – vielleicht in jedem zehnten (bei 179 Häfen am Bodensee). So könntet ihr zum Beispiel ein Wochenende oder den Sommerurlaub mit dem eigenen Boot am Boot am Bodensee verbringen. Doch nun kommt die nächste Hürde: Das Boot benötigt eine Zulassung für den Bodensee. Auch dieses Thema haben wir in diesem Beitrag erläutert. Hat das Boot einen Motor (egal ober Außenborder oder eingebaute Maschine), ist also größer als ein Ruderboot oder eine Jolle, muss die Zulassung alle drei Jahre erneuert werden. D.h. ihr müsst zu einem Termin, den ihr mit dem Schifffahrtsamt vereinbart, mit dem Boot am Bodensee sein und diese vorführen (wie beim TÜV mit dem Auto). Dazu muss das Boot im Wasser sein. Im anderen Fall genügt eine einmalige Registrierung – auch hier bekommt ihr ein Kennzeichen für den Bodensee.
Habt ihr diese Hürde genommen, träumt ihr vielleicht vom eigenen Boot dauerhaft, also mit Liegeplatz, am Bodensee. Begebt ihr euch selbst auf die Suche nach einem solchen Liegeplatz werdet ihr schnell sehen, dass das nicht so einfach ist. Dazu kategorisieren wir zuerst einmal die Art der Häfen: Es gibt öffentliche Häfen/Stege – hier ist die jeweilige Stadt/Gemeinde Ansprechparter. Dann gibt es zahlreiche Clubs/Vereine mit Häfen oder Stegen. Und zuletzt gibt es noch die Häfen und Stege die in Privatbesitz sind. Gehen wir diese Möglichkeiten nacheinander durch…
Öffentliche Häfen: Für die Liegeplätze in öffentlichen Häfen gibt es sehr, sehr lange Wartelisten. Dazu kommt, dass Anwärter für einen Liegeplatz mit Wohnsitz in der jeweiligen Gemeinde bevorzugt werden. Bedeutet, habt ihr keinen Wohnsitz an dem Ort, ist die Chance gegen Null hier einen Liegeplatz zu bekommen.
Clubs/Vereine: Auch die Clubs und Vereine haben Wartelisten für einen Liegeplatz. Allerdings ist es hier etwas “absehbarer”, einen Liegeplatz zu bekommen. Stellt euch aber auf Wartezeiten von 10 bis 15 Jahren ein. Die Wartezeit hängt nicht nur von der Anzahl der Personen auf der Warteliste ab, sondern auch von euren Begehrlichkeiten. Wenn ihr euch auf diese Warteliste eintragt müsst ihr angeben, für welche Bootsgröße ihr einen Liegeplatz wünscht. Wer hier in Dimensionen breiter als 3 Meter, länger als 10 Meter denkt, wartet vielleicht sogar noch länger.
Nun ist es aber auch nicht so einfach, auf eine solche Warteliste in einem Verein zu kommen. Die erste Voraussetzung ist, Mitglied des Clubs/Vereins zu sein. Und das zu werden, ist auch nicht so einfach. Die meisten Clubs/Vereine verlangen zwei Fürsprecher, um Mitglied zu werden. Dabei schwankt auch die Aufnahmegebühr und der Mitgliedsbeitrag von Verein zu Verein erheblich. Das geht von unter 100 Euro bis an die 1.000 Euro Aufnahmegebühr. Es gibt eben auch einige recht elitäre Vereine am Bodensee.
Häfen/Stege im Privatbesitz: Es gibt am Bodensee einige Häfen und zahlreiche Stege die in Privatbesitz sind. Der bekannteste und größte Hafen ist die Ultramarin (Meichle & Mohr) in Kressbronn. Allein hier gibt es 1.400 Liegeplätze. Auch auf der Schweizer Seite des Bodensees gibt es einige private Häfen wie die Marina Rheinhof. Und dann gibt es noch zahlreiche private Stege. Hier muss man aber eine gewisse Ortskenntnis haben, um die richtigen Ansprechpartner zu finden. Auch die privaten Anbieter haben oft Wartelisten. Aber je nach Geldbeutel kann es hier etwas schneller gehen. Um einen Anhaltspunkt zu geben: Für einen Liegeplatz mit 2,80 Meter Bootsbreite und 8 Meter Bootslänge sind jährliche Kosten (Gebühren) in etwa von 3.000 Euro durchaus üblich. In Clubs/Vereinen und Gemeinden kann man mit etwa 1/3 der Kosten rechnen.
Zuletzt bleibt noch eine andere Möglichkeit – die Übernahme eines Liegeplatzes mit Boot. Zum einen finden sich diese Angebote nicht oft. Denn in der Regel (in Clubs/Vereinen und Gemeinden) gibt es diese Option nicht. Diese Option gibt es, wenn überhaupt, nur bei privaten Liegeplätzen. Dabei kauft ihr ein Boot zu einem extrem überteuerten Preis wegen der Option, den Liegeplatz zu übernehmen. Bei dieser Option, solltet ihr euch dafür entscheiden, empfiehlt es sich den Vertrag sehr genau zu studieren (was ist wenn der Eigentümer des Liegeplatzes nicht mit macht?).
Bei den ganzen Optionen noch eine andere Überlegung, die ihr berücksichtigen solltet: Das betrifft die Größe des Bootes. Oben haben wir schon angedeutet, dass, je größer das Boot, desto schwieriger ist es einen Liegeplatz zu bekommen. Ein anderes Thema betrifft die Möglichkeit, das Boot zu transportieren. Je größer, breiter, schwerer das Boot umso komplizierter wird es das Boot oder Schiff von A nach B zu bringen. Das bedeutet ggf. seid ihr auf Gedeih und Verderb auf die lokalen Anbieter angewiesen. Und die wissen das. Wenn ihr ein Boot/Schiff mit über 3 Tonnen Gewicht und nur einem Hafentrailer habt, habt ihr keine Alternativen. Bedeutet, ihr benötigt ein Winterlager am Ort und jemand vor Ort, der euch das Schiff in das Winterlager zieht. Kosten in Höhe des Liegeplatzes sind dann nicht ungewöhnlich.
Bei den genannten Option liebäugelt ihr vielleicht mit Club/Verein. Dazu eine Anmerkung: Engagement wird gerne gesehen und auch entsprechend bewertet. Was nicht gut ankommt: sich zu engagieren während man auf einen Liegeplatz wartet und dann, wenn man einen Liegeplatz hat, sich heraus zu ziehen. Ein Segelclub / Wassersportverein ist nichts anderes als ein Fußballverein, ein Musikverein oder oder Turnverein. Der Verein lebt vom Engagement der Mitglieder. Pflicht-Veranstaltungen wie Frühjahrsputz oder Club-Dienst gehören zur Selbstverständlichkeit. Daher sollte man sich gründlich überlegen, ob eine Mitgliedschaft in einem Verein zu einem wirklich passen.