Einen dauerhaften Liegeplatz für ein Boot zu bekommen ist kein einfaches Unterfangen. Doch dazu wird es einen separaten Beitrag geben.
In dem Beitrag hier soll es um einen Gäste-Liegeplatz für ein oder zwei Nächte gehen. Also wenn man als Urlauber mit dem Boot auf dem Bodensee unterwegs ist.
Das betrifft Wassersportler die am Bodensee mit dem eigenen Boot oder einem gechartertem Boot unterwegs sind.
Der Bodensee ist ein tolles Revier für Wassersportler – 536 qm Kilometer Wasserfläche, mehr als 100 Häfen die von Gemeinden, Clubs oder privat betrieben werden. Im Süden die Alpen am Horizont und im Norden die Ausläufer der schwäbischen Alb bzw. des Allgäus. Da bietet es sich doch an, auf dem eigenen oder einem gechartertem Boot den Urlaub auf dem Bodensee zu verbringen und von Hafen zu Hafen zu reisen.
Wer mit dem eigenen Boot seinen Urlaub auf dem Bodensee verbringen möchte muss dazu beachten, dass das Boot eine Zulassung für den Bodensee benötigt. Wer ein Boot chartern möchte, muss dazu mindestens den notwendigen Schein besitzen. Das betrifft auch den Schiffsführer mit eigenem Boot.
Sind die Voraussetzungen gegeben, steht einem Urlaub auf dem Bodensee nichts mehr im Weg. Dann geht es sicher an die Planung. Welche Orte möchte man besuchen, wo soll im Hafen übernachtet werden. Zur Planung gehört grundsätzlich die Geografie des Bodensees. Der Bodensee teilt sich in den sogenannten Obersee, dem Überlinger See und dem Untersee.
Der Überlinger See und der Obersee sind durch den Seerhein bei Konstanz voneinander getrennt. Über den Seerhein in Konstanz führen mehrere Brücken. Hier sind die Durchfahrtshöhen zu berücksichtigen. Inhaber eines Bodensee-Schifferpatents kennen das aber da dies Bestandteil der Prüfung ist.
Für Segler mit einem Segelboot insbesondere mit festem Kiel ist der Tiefgang zu berücksichtigen. Dazu gibt es auf unserer Seite einen kostenlosen Service.
Los geht’s – das Liegeplatz-Problem
Nach dieser Planung geht es los und es beginnt das Liegeplatz-Problem. Das “Liegeplatz-Problem”, wie es hier beschrieben wird, gab es bis vor einigen Jahren nicht. Denn die Suche nach einem Liegeplatz für ein oder mehrere Nächte in einem Hafen gestaltete sich in der Vergangenheit ganz einfach: An den Liegeplätzen gibt es Schilder auf denen der Liegeplatz als “Frei” oder “Besetzt” gekennzeichnet ist. In der Vergangenheit fuhr der Wassersportler mit seinem Boot also einfach in einen Hafen und suchte nach einem Liegeplatz der als “Frei” (Grün) gekennzeichnet ist. Nach dem Festmachen des Bootes ging man zum Hafenmeister und informierte diesen, dass man den Liegeplatz Nr. XY belegt hat.
Ist der Hafenmeister gerade nicht da, findet man beim Hafenmeister-Büro eine Box in der sich Briefumschläge befinden mit vorgedruckten Angaben. Hier werden die Zulassungsnummer des Bootes, der belegte Liegeplatz, die Kontaktdaten etc. eingetragen, der entsprechende Betrag für die Übernachtung in den Umschlag gesteckt und der Umschlag eingeworfen. Fertig. Ist doch einfach – oder?
Genau das System funktionierte gut über 50 Jahre am Bodensee. Und wenig anders funktioniert bis heute das System an der Ostsee und in anderen großen Revieren.
Nun kamen findige “Geschäftsleute” darauf, dass man das System doch “verbessern” könnte. Es geht doch heute alles online und mit Hilfe von Smartphones viel leichter. Da entwickelt jemand eine App für das Smartphone (deren Nutzung ist natürlich nicht kostenlos) mit deren Hilfe dann einerseits Liegeplatzinhaber ihren Liegeplatz als “Frei” kennzeichnen können und Gäste einen Liegeplatz reservieren können.
Andere Hafenmeister kamen auf den Gedanken, dass man den Bedarf für einen Liegeplatz doch telefonisch anmelden könnte.
Wo ist das Problem?
Ein Liegeplatz, auch als Gast, für eine Nacht am Bodensee ist nicht sonderlich teuer. Für ein Boot mit etwa 2,80 Meter Breite, 9 Meter Länge ist mit etwa 20 Euro oder Franken zu rechnen. Nun kann sich jeder sicher vorstellen, dass jemand, der sich ein Boot für 50.000 Euro und mehr gekauft hat oder ein Boot für 2000 bis 3000 Euro die Woche am Bodensee chartert, über 20 Euro die Nacht milde lächelt. Ohne Gewissensbisse wird hier manch einer zwei oder mehr Liegeplätze für eine Nacht reservieren und buchen ohne letztendlich einen davon in Anspruch zu nehmen.
Einen konkreten Fall berichtete mir erst ein Mitglied aus dem Segelclub. Weil er den Hafenmeister des Hafens kannte kontaktierte er diesen telefonisch vorab, um nach einen freien Liegeplatz zu fragen. Der Hafenmeister meinte Liegeplatz XY wäre frei und dort könnte er festmachen. Der Liegeplatz war auf “Grün” gestellt. Der Club-Kamerad hatte gerade fest gemacht als der Inhaber des Liegeplatzes kam und lautstark wetterte, dass dies sein Liegeplatz wäre und er hier doch bitte verschwinden möchte.
Ärger lohnt sich nicht, also machte er wieder los und rief wieder den Hafenmeister an, berichtete ihm und fragte wieder nach einem freien Liegeplatz. Der Hafenmeister nannte ihm einen neuen Liegeplatz. Dort angekommen stellte er fest, dass der Platz bereits belegt war. Fazit: Er verließ den Hafen und fuhr direkt in den Heimathafen. Am Ende waren etwas 15 Liegeplätze in der Nacht nicht belegt in diesem Hafen.
Appell an alle Hafenbetreiber und Hafenmeister
Ich schließe mich dem Appell unseres Segelclubs an alle Hafenbetreiber und Hafenmeister an: Liebe Hafenbetreiber und Hafenmeister. Das System Rot/Grün – Frei/Besetzt hat sich mehr als 50 Jahre am Bodensee bewährt. Aus den oben genannten Gründen machen weder eine telefonische Reservierung noch das Buchen über eine App Sinn.
Für Urlauber: Sicher treibt manchem die Sorge um was ist, wenn man nun keinen freien Liegeplatz im Hafen findet. Sollte der Tag noch früh sein, kann man einen anderen Hafen anfahren. Sollte es spät sein, findet sich auch da eine Lösung. Im Notfall wird im Päckchen fest gemacht (an der Ostsee vollkommen normal) oder macht mal ausnahmsweise am Takelmast oder an der Tankstelle fest. Es wurde am Bodensee noch keiner aus dem Hafen geworfen mit der Begründung, dass es keinen freien Platz mehr hätte. Jeder Hafenmeister wird nach einer Lösung suchen.