Vor kurzem hatte ich den Beitrag eines Herstellers von Insekten-/Bienenhotels gelesen, der die Produktion und den Verkauf dieser einstellt.
Wer kennt sie nicht, die Insekten- und Bienenhotels am Wegesrand. Oft erstellt von Schulen, Schulklassen oder Naturschutzorganisationen. Viele Menschen glaubten mit diesen Nist- und Unterkunftshilfen der Umwelt etwas gutes zu tun. Mit ergänzenden Informationstafeln wurden Spaziergänger und Wanderer darüber informiert, welche Insekten und Wildbienen mit diesen Bauten unterstützt werden sollen. Alles schön und gut. Und es ist sicher auch so, dass, wenn solche Nisthilfen einige Jahre stehen, die Insekten diese annehmen.
Hilfe oder Beruhigung des Gewissens?
Den Beitrag des Herstellers solcher Nisthilfen fand ich sehr interessant. In der Vergangenheit habe ich solche Nisthilfen am Wegesrand als lebendigen Naturschutz aufgefasst. Doch durch den Beitrag wurde ich auf den Boden der Tatsachen geholt. Diese Nisthilfen sind schön und gut. Doch sie lösen nicht das Problem. Sie gehen sogar nicht einmal das eigentliche Problem an.
Das Bienen- und Insektensterben ist in aller Munde. In Bayern gab es erst jetzt ein Volksbegehren, das sich für die Artenvielfalt einsetzt. Mehr als 1,7 Millionen Menschen in Bayern haben sich dafür eingesetzt und damit den Landtag gezwungen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Was ist das Problem?
Zuerst muss man sich die Frage stellen, was eigentlich das Problem ist. Klar, die Vielfalt an Insekten, Bienen geht ständig zurück. Die Frage ist: Was ist die Ursache?
Die Ursache liegt vor allem darin, dass unsere Landwirtschaft mehr und mehr zur Monokultur strebt. Das, was am meisten Gewinn bringt, wird angebaut. Die Vielfalt, wie es sie vor 100 und mehr Jahren gab, bleibt dabei auf der Strecke.
In der Bodensee-Region, und insbesondere auf der deutschen Seite (EU) im Hinterland kann man das gut beobachten. Schon seit Jahren wird hier praktisch nur noch Getreide (Weizen oder Gerste) oder Futtermais angebaut. Sonnenblumenfelder oder auch einmal brach liegende Felder mit Wildblumen hat man hier schon seit Jahren nicht mehr gesehen. Warum? Weil Gewinn/Subventionen nicht stimmen. Etwas anders sieht es auf der Schweizer Seite des Bodenseeufers aus, da hier die Landwirte nicht von den Subventionen der EU getrieben werden. Dort sind auch Sonnenblumenfelder oder andere Früchte auf dem Feld zu sehen.
Man kann von Glück reden
Zum Glück grenzt diese Art Landwirtschaft selten an das Bodenseeufer. Große Teile des Bodenseeufers sind Natur- oder Landschaftsschutzgebiet. Und in den anderen Teilen sind es Obst-, Gemüse- oder Weinbau, die hier betrieben werden. Zumindest diese Art Landwirtschaft unterstützt noch zum großen Teil die Vielfalt an Insekten und Bienen. Viele Obst- und Weinbauern am Bodensee haben sich dabei dem ökologischen Anbau verschrieben der auf Insektizide verzichtet und so die Artenvielfalt unterstützt.
Was vielen Menschen wohl noch nicht bewusst ist: Ohne Insekten gibt es keine Bestäubung. Ohne Bestäubung müssten wir auf etwas drei viertel unserer Hauptnahrungspflanzen verzichten wie Äpfel, Birnen, Erdbeeren, Tomaten, Nüsse, Brokolli und vielen anderen mehr.
Das Insektenhotel ist schön anzusehen – aber es hilft kaum gegen das Insektensterben. Die Hauptursache am Insektensterben, liegt in unseren Monokulturen – fehlenden Blumenwiesen. Hier müssen wir uns als Verbraucher für die Artenvielfalt einsetzen. Das bedeutet u.a. weniger Fleisch essen, damit die Flächen nicht mit sinnlosem Futtermais bebaut werden.