Es fehlt an Wasser – viel Wasser. Der letzte Sommer, 2021 war ziemlich verregnet. Der Pegel des Bodensees bewegte sich über das Jahr über dem Mittelwert.
Doch in diesem Jahr sieht es komplett anders aus. Viele Segelboote, die aufgrund des Tiefgangs auf einen minimalen Pegel angewiesen sind, mussten schon im Frühjahr den Termin der Einwasserung verschieben. Nun wieder die Situation, das die berühmte Handbreit Wasser unter dem Kiel fehlt. Die ersten werden wohl schon bald ihre Segelboote aus dem Wasser nehmen müssen. Denn auch die Möglichkeiten auszuweichen auf andere Plätze oder andere Häfen sind begrenzt.
Schaut man sich den Verlauf des Pegel Konstanz für dieses Jahr an, breiten sich erste Sorgenfalten aus.
Die grüne Linie markiert das Jahresmittel als Durchschnitt zwischen 1850 und 2021. Die blaue Linie markiert den Pegel in diesem Jahr bis heute. Die schwarze Linie den historischen Tiefstand.
Wie man sieht, bewegt sich der Pegel seit Mitte März unter dem Jahresmittel. Und im Moment (Ende Juli) bewegt sich der Pegel in Richtung dem historischen Tiefstand.
Woran liegt es? Zum einen ist zu sehen, dass der Winter 2021/2022 wieder sehr schneearm war und es auch sehr wenig Niederschläge in Form von Regen gab. So startete das Jahr 2022 schon schwierig. Der Schnee in den Alpen bzw. das Schmelzwasser im Frühjahr/Frühsommer ist eine wichtige Ressource, um den Pegel des Bodensees aufzufüllen. Dass er im Winter seinen Tiefstand erreicht, ist vollkommen normal. Pflanzen, wie das Bodensee-Vergissmeinnicht, sind auf solche Veränderungen angewiesen.
Doch wenn der Pegel aufgrund des Klimawandels in den kommenden Jahren weiter so sinkt, das Schmelzwasser im Frühjahr fehlt, dann wird auch diese auf der roten Liste der IUNC stehende Pflanze keine Chance mehr haben.
Was man in diesem Zusammenhang auch hinterfragen muss, ist der Ausbau der Wasserentnahme aus dem Bodensee als Trinkwasser durch die Bodensee-Wasserversorgung. Wasser, das bis über Heilbronn hinaus an 149 Kommunen verteilt wird.
Auf der einen Seite ist die Entnahme von Wasser am Bodensee aus Oberflächengewässern aufgrund der Trockenheit verboten, auf der anderen Seite arbeitet man an den Ausbau der Wasserentnahme aus dem Bodensee. Ein Widerspruch in sich.
Für viele wird ein Umdenken stattfinden müssen. Nicht nur für Wassersportler auch für die vielen Gemeinden am Bodensee für die der See als Tourismusmagnet eine wichtige Einnahmequelle ist.