Apfelwein kennen vielleicht einige vor allem als “Äpelwoein” aus Hessen. Das schwäbisch-alemannische Pendant ist der Most – oder im Dialekt gesprochen “Moscht”. Gepresstes Streuobst dessen Saft mehr oder weniger vergoren ist und Wasser sind die einzigen Zutaten für dieses lokale Getränk.
Bevor die Weinreben durch die Römer an den Bodensee kamen, wurde hier am Bodensee schon Streuobst angebaut. Mit den Weinreben war es auch nicht so einfach. Krankheiten, Kälte und andere Schwierigkeiten machten den Weinanbau nicht so einfach in dieser Region. Apfelbäume, Birnenbäume und Zwetschgenbäume sicherten fast in jedem Jahr eine gute Ernte. Einige Sorten waren und sind jedoch weniger zum direkten Verzehr geeignet. Wer in eine Mostbirne beisst, wird wahrscheinlich erst einmal das Gesicht verziehen. Sauer und trocken ist der Geschmack. Doch der Saft ist eine Kostbarkeit, die früh entdeckt wurde.
Bauern bemühten sich um eine Lizenz für den Ausschank des vergorenen Saftes. Auch heute noch hat der Most, der vergorene Saft, eine große Bedeutung am Bodensee. Vor allem im Kanton Thurgau, in der Schweiz, welcher auch “liebevoll” Mostindien genannt wird.
Dem Bodensee-Urlauber werden die vielen Apfelbäume, vor allem in der südwestlichen Region des Bodensees, auffallen. Vielfach sind es Plantagen mit niedrig gehaltenen Bäumen. Diese liefern vor allem das Tafelobst wie Elstar, Boskoop, Jonagold und andere. Auf den Wiesen und am Straßenrand stehen die Streuobstbäume. Obst, das eher nicht zum direkten Verzehr geeignet ist. Dieses Streuobst wird für Apfelsaft, Most und Obstbrände gebraucht. Es wird vom Boden geernet.
Most ist nicht gleich Most. Auch hier gibt es Qualitätsunterschiede. Wie oben erwähnt, ist gerade der Kanton Thurgau für den Most bekannt. Die schweizer humoristische Zeitschrift “Der Postilion” gab einmal den Kantonen lustige Bezeichnungen. So kam es, dass der Thurgau als Most-Indien bezeichnet wurde. Auch wenn dies fast 100 Jahre zurück liegt, ist dem Kanton diese Bezeichung geblieben.
Die Mosterei Moehl ist einer der drei großen Mostereien der Schweiz, die das Streuobst verarbeitet. Der Keller der Mosterei ist gefüllt mit Eichenfässern. Hier reift der bekannte “Saft vom Fass”. Dieser hat dann etwa 4% Vol. Alkohol – also fast so viel, wie ein leichtes Bier.
Aber auch in den gut bürgerlichen Wirtschaften im Thurgau und auf der deutschen Seite wird der Most ausgeschenkt – einfach danach fragen. Oft steht er nicht auf der Karte.