Es gibt Tage, da scheinen die Alpen zum Greifen nah. Manche Menschen klagen über Kopfschmerzen, besonders die, die das Wetter nicht gewöhnt oder sehr wetterfühlig sind. Im Wetterbericht der regionalen Nachrichtensender wird von Föhn gesprochen. Häufig auch noch mit einer Warnung vor starkem Wind oder Waldbrandgefahr, wenn anhaltende Trockenheit vorausgegangen ist. Doch was ist der Föhn eigentlich? Das und die Bedeutung am Bodensee möchte ich in diesem Blog-Beitrag erklären.
Der Föhn oder Föhnwind ist eine meteorologische Bezeichnung für ein Windereignis. Die Bezeichnung stammt aus dem deutschsprachigen Alpenraum. Auch in anderen Gebieten der Welt, wo es hohe Berge hat, gibt es solche Winde. Dort haben sie eine andere, lokale Bezeichnung. Wie der Aspr im französischen Zentralmassiv oder der Chinook in den Rocky Moutains.
Wenn wir hier am Bodensee von Föhnwetter sprechen, meinen wir den Nordföhn. Die Wetterlage entsteht häufig, wenn es ein Tiefdruckgebiet über den Atlantik bzw. Großbritannien und ein Hochdruckgebiet südöstlich der Alpen hat. Ebenfalls bezeichnend ist ein sehr starker Luftdruckunterschied. Meterologen können die Föhnwetterlage schon Tage vorhersagen.
Da sich Tiefdruckgebiete auf der Nordhalbkugel gegen den Uhrzeigersinn drehen, werden nun feuchtkalte Luftmassen gegen die Alpensüdseite gepresst. Die Luft ist durch die Alpen gezwungen aufzusteigen. Da die Luft mit jedem Höhenmeter kälter wird und Luft, umso kälter sie wird, weniger Feuchtigkeit aufnehmen kann, kommt es zu starken Regenfällen auf der Alpensüdseite.
Auf der Alpennordseite fällt nun der Wind mit zunehmender Stärke nach unten und die Luft erwärmt sich, beinahe unnaturlich mit jedem Höhenmeter, den sie nach unten fällt. Erstaunlich dabei ist auch, dass die Luft dann auf der Lee-Seite auf gleicher Höhe eine wesentlich höhere Temperatur hat. Waren es auf der Alpensüdseite auf gleicher Höhe 10 Grad Celsius, können das 20 Grad auf der Alpennordseite sein.
Der Föhn am Bodensee
Am Bodensee führt der Föhn zu teils sehr starkem Wind. Vor allem in der Osthälfte des Bodensees, da hier der Föhnwind auch noch durch das Rheintal kanalisiert wird. Windstärken von 80 km/h in Böen bis zu 150 km/h sind keine Seltenheit. Richtung Westen schwächt der Föhnwind immer stärker ab und ist am Überlinger See kaum noch wahrzunehmen. Der Föhn sorgt übrigens dafür, dass der Mais im Rheintal besonders gut wächst.
Die Alpen scheinen bei Föhnwetter wegen der sehr trockenen Luft zum Greifen nah und die Temperaturen sind unnatürlich hoch. Das ist das Kopfwehwetter. Wenn es eine Föhnwetterlage hat, ist es nur noch eine Frage von ein bis drei Tagen bis der Föhn zusammenbricht und das Tiefdruckgebiet über die Alpen schwappt – dann regnet es auch am Bodense. Die Temperaturen sinken dann erheblich.
Skifahrer mögen den Föhn überhaupt nicht. Er wird auch als “Schneefresser” bezeichnet. Da es eine sehr warme und sehr trockene Luft ist, kann man beinahe zusehen, wie der Schnee verschwindet. Nicht immer, wenn die Alpen gut zu sehen sind, ist Föhnwetter. Föhnwetter ist auch gut an den linsenförmigen Wolken zu erkennen. Hier am Bodensee sieht man auch oft schon die Wolken am Alpenhauptkamm (s. Titelbild).
Die Wetterlage gibt es genauso umgekehrt. Dann stauen sich feuchten Luftmassen auf der Alpennordseite und man spricht vom “Südföhn”. Da es auf der Alpensüdseite allgemein etwas wärmer ist, ist dann dort, z.B. im Tessin, die Waldbrandgefahr besonders hoch.
Föhnwetter gibt es hauptsächlich im Winterhalbjahr – also Spätherbst bis Frühling. Die Sommerurlauber am Bodensee sind kaum betroffen 🙂